Osteopathie
Die Osteopathie behandelt funktionelle Störungen, sogenannte Dysfunktionen, d.h. das Gewebe als solches ist intakt, es ist aber in seiner Funktion gestört. Ein Wirbel kann schmerzen weil er gebrochen ist (strukturelle Störung), oder weil er „blockiert“ ist (funktionelle Störung).
Der/die Osteopath/in sollte durch eine eingehende Anamnese und Untersuchung herausfinden, ob es sich um eine strukturelle Dysfunktion, oder um eine funktionelle Dysfunktion handelt.
Die funktionellen Dysfunktionen können behandelt werden, die strukturellen Dysfunktionen bedürfen, wenn sie dem Patienten bisher unbekannt waren, einer schulmedizinischen Abklärung.
Aus diesem Grund stehen sich die Osteopathie und die Schulmedizin auch nicht konträr gegenüber, sondern sollten ergänzend miteinander arbeiten.
Sind also bisher unbekannte strukturelle Dysfunktionen ausgeschlossen, kann der/die Osteopath/in eine Hypothese erstellen, wie es zur funktionellen Dysfunktion kommen konnte.
Die Angaben und Befunde aus Anamnese und Befund werden unter Berücksichtigung der anatomischen Zusammenhänge der verschiedenen medizinische Disziplinen in einen Kontext gebracht.
Die Suche und die Behandlung der Ursache der angegebenen Dysfunktion stehen im Vordergrund, deshalb nennt man diese Ursache auch primäre Dysfunktion.
(Es käme ja auch keiner auf die Idee die Ausstrahlungen in die linke Schulter, den Kiefer und die linke Brustkorbseite zu behandeln, wenn diese Symptome ein Patient mit einem Herzinfarkt angibt).
Der/die Osteopath/in vernetzt auf der Suche nach der primären Dysfunktion die einzelnen Disziplinen der Medizin (Innere, Neurologie, Orthopädie, Gynäkologie, Pädiatrie etc.) miteinander, denn sie sind funktionell nicht zu trennen.
Denn jedes Gewebe, jedes Gelenk, jedes Organ, jeder Muskel, jeder Knochen wird
- arteriell versorgt
- venös und lymphatisch entstaut
- nerval innerviert
- bindegewebig gestützt
- und steht natürlich auch in Kontakt zu seinen benachbarten Strukturen.
Diese Beziehungen sind dem/der Osteopath/in bekannt und müssen berücksichtigt werden.
Sie sehen also, dass die Aussage von Andrew Taylor Still, dem Begründer der Osteopathie:
„Osteopathie ist Anatomie, Anatomie, Anatomie“
durchaus seine Berechtigung hat.